J.P. Tripp: Sebalds Spuren
80 Jahre alt wäre der international bekannte Schriftsteller W.G. Sebald (1944–2001) dieses Jahr am 18. Mai geworden. Anlässlich dieses besonderen Jubiläum widmet die Deutsche Sebald Gesellschaft e.V. dem Literaten in Kooperation mit der Stadt Sonthofen eine eigene Ausstellung, die vom 10. Mai bis 23. Juni in der StadtHausGalerie zu sehen ist. Neben Informationen zu Leben und Werk Sebalds steht das Werk eines weiteren Künstlers im Mittelpunkt: Jan Peter Tripp (*1945 in Oberstdorf) ist ein wichtiger Vertreter einer hyperrealistischen Mal- und Zeichentechnik, die immer wieder neu zu faszinieren vermag. Gezeigt werden verschiedene Kunstwerke Tripps und einige seiner Radierungen. W.G. Sebald und Jan Peter Tripp verbindet eine lebenslange Künstlerfreundschaft, aus der u.a. das postum veröffentlichte Erzähl-Bild-Projekt „Unerzählt“ mit Texten Sebalds und Radierungen Tripps hervorgegangen ist. Auch die gemeinsame Schulzeit in Oberstdorf sowie die Kinder- und Jugendjahre im Oberallgäu der 1950er-Jahre (Sebalds Aufenthalt in Sonthofen ist von 1952 bis 1963 belegt) verbinden die beiden Künstler.

Wie erlebten die beiden während ihrer Jugendjahre ihr Umfeld? Was haben sie möglicherweise gesehen und was hat sie möglicherweise geprägt? Ein weiterer thematischer Schwerpunkt der Ausstellung widmet sich diesen Fragen und gewährt spannende Einblicke in gesellschaftliche, sportliche und kulturelle Ereignisse, die das Sonthofen der 1950er-Jahre bzw. frühen 1960er-Jahre ausgemacht hat. So führten die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge, die Ansiedlung neuer Industrien und der Zuzug von Bundeswehrangehörigen zu einem schnellen Wachstum der Sonthofer Bevölkerung. Wichtige Gebäude, die in dieser Zeit errichtet wurden, spiegeln den Aufschwung und das Selbstbewusstsein der Marktgemeinde wider – eine Entwicklung die 1963 in die Stadterhebung mündete. Auch das Vereinsleben nahm mit kulturellen und sportlichen Großveranstaltungen wieder an Fahrt auf – u. a. mit der Kunstausstellung „Handwerk und Kunst“ 1951, dem Bezirksturnfest 1953 und der Wiederbelebung des Eggaspiels 1955. Texte, Fotos und Objekte zeichnen ein lebendiges Bild einer Zeit des Wandels, des Aufbruchs und des wirtschaftlichen Aufschwungs. Zitate von Erinnerungen W.G. Sebalds an seine Sonthofer Jahre runden diese besondere Ausstellung ab.
